Viele Hände erleichtern die Last!

„Haiti lebt!“ – Ein Abend in Berlin für die Waisenkinder in Jacmel/Haiti
von Tatjana Sochowski

„Viele Hände erleichtern die Last“ und Haiti lebt – das zeigte eine Veranstaltung am 07.02.2010 im Kino Babylon in Berlin Mitte. Maybrit Illner moderierte die Spendengala „Haiti lebt“.

„Men anpil chay pa lou“ ist ein haitianisches Sprichwort und bedeutet „Viele Hände erleichtern die Last.“ – die Jaques A. Clermont Memorial Foundation und „Hilfe für Waisenkinder in Haiti“ in Zusammenarbeit mit dem Kino „Babylon“ und „Barbarella Entertainment“, mit Unterstützung der „Freien Medialen Stiftung – Open Media Foundation“ veranstalteten mit vielen anderen einen kulturell einmaligen Abend zugunsten von Waisenkindern in Jacmel/ Haiti.
Nachdem in den letzten Wochen grausame Bilder des Erdbebens in Haiti durch die Medien gingen und es in der „Spiegel“ – Ausgabe Nr. 3 vom 18.01.10 hieß : „Haiti – Ein Land stirbt“, haben sich die Veranstalter zusammen gefunden, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht nur auf die schrecklichen Ereignisse in Haiti zu lenken, sondern auf die wunderbare Kultur Haitis. Jacmel wird als „Kulturhauptstadt“ Haitis bezeichnet und wurde durch das Erdbeben am 12.01.2010 bis zu 65% zerstört.
Dieser Abend sollte vor allem eines zeigen: Haiti lebt! Haiti lebt durch eine vielfältige, kulturelle Szene, die noch nahezu unbekannt ist – durch seine Filme, seine Musik und seine Literatur.

veranstalter

Maybritt Illner fragte zu Beginn der Spendengala die in Deutschland lebende Amerikanerin Rose-Anne Clermont, deren Eltern aus Haiti stammen und die gemeinsam mit ihrem Ehemann Georg Kemter das Event organisierte: „War es schwer, innerhalb einer Woche diese Gala zu organisieren und die Leute davon zu überzeugen, dass in der dritten Woche nach dem Erdbeben immer noch Hilfe für Haiti gebraucht wird?“.
„Es ist nicht so schwer gewesen“, antwortete die Dame. Wenn man den Leuten zeigt, wie viel in Jacmel wirklich kaputt gegangen ist, wie traurig die Kinder über ihr zerstörtes Waisenhaus sind und was das Leben für die Menschen in Haiti überhaupt bedeutet, trifft man auf eine große Hilfsbereitschaft. „Nachdem die Leute das gesehen haben“, sagte sie, „wollten alle helfen!“.

Eigentlich hatte der Arzt und Psychater Jaques A.Clermont den Traum ein Krankenhaus in Jacmel zu eröffnen. Nach seinem plötzlichen Tod 1995 gründete seine Familie die Jaques A. Clermont Memorial Foundation, die 2003 ein Waisenhaus in Jacmel eröffnete in dem mittlerweile 25 Kinder zwischen 5 – 18 Jahren leben. Neben Berichten und Hintergründen der einzigen Filmakademie in Haiti, der Filmstiftung „Cinéinstitute“ aus Jacmel, war einer zehnminütigen Dokumentation über eine haitianische Familie aus Jacmel von Gerlinde Böhm (bereits Filme für ZDF und Arte) einer der Programmpunkte. Mehrere Prominente, u.a. deutsche Schauspieler, wie: Claudia Michelsen, Tyron Ricketts, Muriel Baumeister, Hans Werner Meyer, Rike Schmid, Simon Licht, trugen haitianische Prosa, Gedichte und Fabeln vor.

gesmat haiti lebt

Hier ein kleiner Auszug eines Textes, der die Stimmung und die Lebenseinstellung der Haitianer sehr gut widerspiegelt:

Ein Auszug aus dem Monolog „Wir Sind Hässlich aber Wir Sind Da“ von Edwidge Danticat, vorgetragen von Rike Schmid:

„Unsere Urgrossmütter glaubten, als sie versklavt wurden, dass ihr Geist nach ihrem Tod nach Afrika zurückkehren würde, genauer gesagt in jenes friedliche Land, das wir Guilin nennen, wo die Götter und Göttinnen leben. Die Frauen, die vor uns hier waren, sprachen halb eine Sprache, und halb eine Andere. Sie sprachen das Französisch und Spanisch ihrer Sklavenhalter, und vermischten es mit ihrem Afrikanisch. Als sie zu ihren alten Göttern beteten, den ewigen afrikanischen Geistern, schien es, als sprächen diese Frauen in unverständlichem Kauderwelsch. Und obwohl sie befürchten mussten, dass ihre Götter sie kaum mehr verstehen könnten, erfanden sie diese neue Sprache , unser Creole patois, das unsere neue Welt beschrieb, eine farbenprächtige Sprache in der komplexe Sprichwörter erblühten um unsere verzweifelten Lebensumstände begreifbar zu machen. Wenn sich diese Frauen untereinander begrüßten, so sprachen sie in Sätzen, deren wirkliche Bedeutung nur sie selbst zu entschlüsseln wussten.

Schwester, wie geht es uns heute?

– Ich bin hässlich, aber ich bin hier.“

musiker

An Musik fehlte es natürlich auch nicht: Das Duo „KubaClassik“, bestehend aus Douglas und Almouth Kraußer – Vistel (Cello und Klavier) spielen Douglas‘ Kompositionen. Douglas hat haitianische Vorfahren.

Als um 19.40 Uhr die Tombolaverlosung startete, wurden die Mitglieder der Freien Medialen Stiftung auf einmal selbst zum Ereignis. Als Irmgard Knef das Los aus dem Behälter gezogen hatte, stand es fest. Die Freie Mediale Stiftung konnte sich nicht nur wegen der gelungenen Veranstaltung zu den Gewinnern des Abends zählen, sondern auch, weil sie durch die Tombolaziehung ein einzigartiges auf Leinwand gemaltes Bild der „Blue Man Group“ und 2 Tickets für deren Vorstellung gewonnen hatte.
Special Guest sollte eigentlich Gayle Tufts sein, die ein „Sneak Preview“ aus ihrem neusten Programm vorstellen sollte, dies entfielt jedoch, wegen einer Krankheit der Künstlerin. So kam schnell ein Ersatz: Irmgard Knef als Tombola – Fee, die die ungewöhnlichen Preise präsentieren durfte.

Der Erlös des Abends, welcher insgesamt circa 15.000 Euro beträgt, kommt dem zerstörten Waisenhaus „Centre des Jeunes“ und weiteren Bedürftigen in der südhaitianischen Stadt Jacmel zu gute. In dieser Summe bereits enthalten sind die „Großspenden“ von TRND.COM, TaxiDeutschland – Landesverband Berlin und der Blue Man Group.

Was noch interessant sein dürfte: Für ca. 50.000$ könnte die Jaques A. Clermont Memorial Foundation das angrenzende Grundstück in Jacmel kaufen, um dort einen Erweiterungsbau errichten, in dem weitere 25 Kinder ein neues Zu Hause finden könnten.

Für mehr Informationen klicken Sie auf: www.help-jacmel.org

Zum Spenden:

Rose-Anne Clermont/ Clermont Waisenhaus Jacmel

Kontonummer: 111 462 67 00

BLZ: 430 609 67
GLS Gemeinschaftsbank eG

Links zum Thema:

http://www.morgenpost.de/printarchiv/leute/article1253342/Maybrit-Illner-moderiert-fuer-Haiti.html

http://www.tvb.de/newsmeldung/datum/2010/02/05/fruehcafe-talk-ueber-die-benefiz-gala-haiti-lebt.html

Der Flickr – Stream der Freien Medialen Stiftung zur Spendengala:

http://www.flickr.com/photos/medienstiftung/

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Inspiriert durch:

Freie Mediale Stiftung e.V. i.Gr.
Erkelenzdamm 59-61
in 10999 Berlin –  Kreuzberg

http://www.freie-mediale.org/


Kino Babylon
Rosa – Luxemburg – Straße 30
10178 Berlin

http://www.babylonberlin.de/

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